Im Herbst gehts zu den Wurzeln

Immer schmaler und steiler wird das Strässchen auf den Berg, ab jetzt gehts zu Fuss weiter, ein wunderbarer Spätsommertag, die Sonne brennt immer noch ganz schön runter aber der Wind ist schon merklich kühler hier auf 1500-2000 m Höhe.
Wir ziehen los um Wurzeln zu graben, jetzt im Herbst, wo sich die ganze Heilkraft des Sommers in die Wurzeln zurückzieht (Frühjahr Blätter = Wasser / Sommer Blüten = Feuer / Herbst Wurzeln = Erde) - und Beeren zu sammeln.
Herbstheilpflanzen haben kräftigende Wirkung, die uns helfen, den langen Winter gesund zu überstehen.

Herbst, Tag- und Nachtgleiche, die Erde hält für einen Moment den Atem an um dann wieder auszuatmen. Die absteigende Energie, Sonnenuntergang, beginnendes Alter und Weisheit gehört zum Herbst.
Im Herbst können wir ernten was wir gesät haben, nach getaner Arbeit ruhen und zurückblicken

Wir steigen von der Alp hinauf aufs Joch, dem Übergang zu weiteren Hochebenen, die Alpen sind abgeweidet, die Kühe schon im Tal aber dennoch blühen noch viele Kräuter, die sich hier in 1800 – 2000 m Seehöhe direkt den kosmischen Strahlen entgegenstrecken und ihre Wurzeln ans Erdgestein schmiegen.


Auf dieser Höhe wachsen die Pflanzen langsam und sammlen die heilkräftigen Wirkstoffe sehr konzentriert.
Wir begegnen vielen heilsamen Pflanzen, die ihre Heilkraft in der reinen Bergluft, auf ungedüngter Wiese und nahe dem Kosmos in einer uneingeschränkten Potenz entfalten können.

Als erstes blinzeln mir die herzigen kleinen Augentrost entgegen – ein Allheilmittel für alle Augenbeschwerden, Tee-Aufguss abgekühlt, Wattepads tränken und auf die Augen legen – oder auch als Tee innerlich, für „gute“ Augen.
Eigentlich eine Sommerpflanze - aber es blüht doch noch einiges hier oben, vielleicht war der Sommer wetterbedingt etwas verschoben?

Überall wachsen Silbermänteli und Frauenmantel – beides Frauenkräuter – hormonaktivierend, regulierend bei Mensbeschwerden, Krämpfen, zu starken Blutungen, wundheilend, entzündungshemmend, blutreinigend milchfördernd. Silbermantel speziell auch bei Wechseljahrbeschwerden und soll auch bei Augenentzündungen hilfreich sein – beide als Tee.

Auch die Silberdistel, Eberwurz oder auch Donnerwurz, will gesehen werden, denn sie breitet am Tag, wenn es warm und trocken ist die Deckblätter weit auswärts und wendet ihre silberweisse Innenseite dem Himmel zu, hier noch am frühen Vormittag, im Schatten und bei Feuchtigkeit bedeckt sie ihren "Schatz" mit den Deckblättern.
Mit der Silberdistel lässt sich darum auch das Wetter vorhersagen, wird es nass, zieht sich die Distel zusammen und schützt die silberglänzende, flauschige Innenseite.
Mich fasziniert bei Disteln immer wieder die Diskrepanz zwischen den extrem wehrhaften Stacheln die die weichen, pudrig-soften Blüten schützen.


Früher wurden die jungen Blütenböden wie Artischoken, die auch aus der Distelfamilie stammen gegessen.
Silberdistelwurzel hat antibiotische Heilwirkung und wurde früher bei Ekzem, Leberbeschwerden, Grippe, Nieren- und Blasenleiden, Schorf, Bronchitis, Prostatitis , Verdauungsbeschwerden, Wunden und Hauterkrankungen eingesetzt und wirkt allgemein stärkend auf Magen und Nerven.
Heute wird dieses Heilmittel kaum mehr benutzt, ist doch die Silberdistel auch eine geschützte Pflanze und eventuelle toxische Wirkungen zu wenig erforscht.

Auf der Berghöhe wo der eisige Wind drüberstreicht wächst der wunderschön violett-blaue Eisenhut, ein überaus giftiges Gewächs, das wir lieber nur aus der Ferne bewundern – aber auch der Eisenhut wird in der Homöopathie verwendet (Aconitum) bei plötzlich auftretenden Krankheitssymptomen wie Erkältungen

Die heilsamen Wurzeln zeigen sich nicht so offensichtlich – sie sind in der Erde verborgen und wollen geboren werden. Die Meisterwurz ist bereits abgeblüht und nur noch das Kraut zeigt an wo sie sich befindet. In den Erlenhorsten, die Meisterwurz anzeigen sind ganz viele.

Meisterwurz gehört zu den Doldengewächsen, es gedeiht aber nur in Höhen über 1000 m. Um es nicht zu verwechseln mit ählichen Doldengewächsen, wie Bärwurz oder anderen, muss man schon sehr sorgfältig bestimmen.
Wurzeln werden nicht einfach herausgerissen oder mit Werkzeugen herausgestochen, sondern mit den Händen aus der Erde „geboren“ – am Stielansatz fährt man mit den Fingern der Wurzel entlang und lockert sie um dann daran zu ziehen und sorgfältig herauszunehmen – einige gehen besser andere mögen gar nicht, die lässt man stehen.

Nun – wofür ist die Meisterwurz denn gut? – Wie der Name schon sagt, eine Meister-pflanze, die (fast) alles kann.

Meisterwurz ist schmerzstillend und stärkend, beruhigend, magenwirksam, harn- und schweisstreibend, milchfördernd, hautreinigend, krebshemmend, blutdrucksenkende, gibt Kraft und Mut.
Als Tinktur oder auch pulverisiert und geschnupft kann sie eingenommen werden, stärkt die Potenz, ein "Alpenviagra" ;-). Die Wurzel kann als Amulett getragen werden - wie schon Paracelsus "gegen Schlaganfall und Pest", um die Immunabwehr zu stärken und ganz allgemein als Schutz gegen allerlei "Gesüchter"

Die Blutwurz, ein kleines gelb leuchteneds Blümchen mit 4 Kronblättern, im Gegensatz zu allen anderen, sehr ähnlichen Fingerkrautgewächsen, die 5 Blütenblättchen zeigen.
Die grünen Blätter könnte man essen in Salat oder Suppe aber besonders wirksam ist die Wurzel - eine "potentilla" der lateinische Name weist schon auf die Kraft hin.
Die Blutwurz-Wurzel enthält einen roten Farbstoff, der die Tinktur färbt und der zusammen mit den Gerbstoffen und ätherischen Ölen pilz- und bakterienfeindlich wirkt bei Infektionen aller Art - ein natürliches Antibiotikum, das nicht resistent macht. Blutwurz wirkt blutstillend, zusammenziehend, stopfend, krampflösend.

Wacholder - auch Berg-Weihrauch genannt, ist eine grosse Kraft-und Schutz-Pflanze, die eine sehr reinigende Wirkung hat, nierenanregend, mangenstärkend, entgiftend, blutreinigend und schleimlösend.
Geräuchert reinigt sie die Atmosphäre auf allen Ebenen, wirkt antiseptisch und verbindet mit den Ahnen.
Als Tee oder die Beeren gekaut wirkt Wacholder stärkend, schützend, Mut machend - früher wurde vor gefährlichen Arbeiten, wie Holz fällen oder Dach decken Wacholdertee getrunken. Wacholder soll nur bei gesunden Nieren und nicht zu lange angewendet werden.

Heidelbeeren sind anregend, abwehrstärkend, desinfizierend, Vitamin- und Mineralstoffhaltig - sie sollen an den Eingängen von Zwergenwohnungen wachsen.
Die Beeren können frisch, als Saft, Likör, Marmelade, oder getrocknet genossen werden.
Die ganz ähnlich aussehenden Moosbeeren, die aber weisses Fleisch haben und sehr wenig Geschmack wachsen oft ganz in der Nähe von Heidelbeeren, hat abe ähnliche antibiotische Eigenschaften.

Preiselbeeren wirken vor allen antiseptisch und zussammenziehend auf die Harnwege und sind ein sehr gutes Mittel bei Blasenentzündungen (Saft) oder aus den Blättern, mit einigen getrockneten Beeren kann auch Tee zubereitet werden


Die Braunelle oder Prunella kann bei Hals- Mund und Rachenentzündungen gute Dienste leisten, als Spülung, auch soll Prunella-Salbe gegen Herpesviren (Fieberblattern an den Lippen) wirken. Auch blutdrucksenkende Wirkung hat die Braunelle.

und noch ein paar Impressionenn vom Berg









Alle Fotos © Susanne
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