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DENKBAR

Was ist Philosophie?

Eigentlich alles, denn Philos, die Liebe zur Sofia, der Weisheit - wird es übersetzt, und ich verstehe philosophieren, als sich denkend und reflektierend mit der Welt, mit allen ihren Aspekten - mit allem - auseinanderzusetzen. Sich seine eigenen Gedanken zu machen. Seinen Geist zu nutzen.

Denken, eine der grossen Gaben, die den Menschen ausmachen - eine immens wichtige, die wie mir scheint immer mehr von Google, Wikipedia & Co, oder der sogenannten "KI", künstlichen Intelligenz übernommen wird - und wir Menschen vergessen, wie ein Gedanke selber gesponnen und zu Ende gedacht wird.

Zum 2. Geburtstag meines Blogs TEILET.com am 16. März, beginne ich mit einer neuen Serie , sozusagen als Fitness-Studio für die "Denkmuskeln".

Eine Frage, eine Aussage, ein Statement, unter dem Titel DENKBAR in meinen TEILET.com Blog gestellt - vielleicht habt ihr Lust, euch darüber eure ur-eigenen Gedanken zu machen und wenn ihr diese im Kommentarfeld unten mitteilen möchtet, das wäre schön!

Textausschnitte aus

Mahamudra, der Weg zur Erkenntnis von Wirklichkeit

von Gesche Rabten*

Ehrung dem grossen Erbarmen!

Es gibt viele Methoden, mit denen unser Geist verändert werden kann. Die im folgenden dargestellte Methode zielt darauf ab, den Geist aus unheilsamen in heilsame Zustände zu führen.

Wenn wir zum Beispiel den Körper trainieren wollen, fühlen wir uns am Anfang steif und unbeholfen. Haben wir uns aber für einige Zeit körperlichen Übungen unterzogen, wird unser Körper beweglich und flink und kann Stellungen einnehmen, die uns zuvor grosse Schwierigkeiten bereitet hätten. So ist es offensichtlich, dass unser Körper durch angemessene Übungen beweglicher gemacht werden kann.

Unser Geist unterliegt den gleichen Gesetzmässigkeiten. Wenn wir auch am Anfang viele Mühen und Schwierigkeiten zu erdulden haben, können wir doch unseren Geist durch gezielte Übung sehr geschmeidig machen. Ein solcher Geist ermöglicht es dann, viele nützliche Handlungen auszuführen.

Dieses Training des Geistes heisst auf tibetisch "lodschong" und bedeutet wörtlich "den Geist schulen". Die in diesem Text beschriebene Methode zielt darauf ab, unsere Gedanken von egoistischen Ansichten zu befreien und eine neue Einstellung zu erreichen, die einzig auf das Wohl aller Wesen gerichtet ist.(...)

Wir müssen erkennen, dass es nichts gibt, was wir nicht erreichen können, wenn wir dieses jetzige Menschenleben richtig verwenden, denn die Menschen sind mit einer besonderen Intelligenz ausgestattet, die sie vor allen anderen Wesen auszeichnet; und eben diese Intelligenz eröffnet uns alle Möglichkeiten.

Aber obwohl alle Menschen mit dieser Fähigkeit geboren wurden, nützen sie viele nicht richtig aus. Manche missbrauchen sie sogar für völlig irregeleitete Vorhaben und verschwenden so ihre Möglichkeiten mit unnötigen weltlichen Ablenkungen.

Wird das menschliche Leben für einen weltlichen Zweck benützt, wird es immer einen begrenzten Sinn haben, unabhängig davon, wie weitläufig dieser weltliche Zweck auch sein mag. (...)

Alle Wesen sehnen sich nach Glück und wünschen Leiden zu vermeiden; dabei führt jedoch ein Leben, das sich ausschliesslich auf materiellen Fortschritt beschränkt, nur zu grösserer Unzufriedenheit.(...)

Wollen wir künftiges Leid verhindern und erneut eine kostbare menschliche Existenz erlangen, müssen wir es vermeiden, die zehn unheilsamen Handlungen zu begehen. Statt dessen sollten wir achtsam handeln, denn das wird uns helfen, das ersehnte Glück zu erfahren.

Die zehn unheilsamen Handlungen werden unterteilt in drei körperliche und vier sprachliche und drei geistige Handlungen:

die drei unheilsamen körperlichen Handlungen sind:

- das Töten von Wesen

- etwas zu nehmen, das uns nicht gegeben wurde

- sexuelle Fehlverhalten

die vier unheilsamen sprachlichen Handlungen sind:

- lügen

- Zwietracht säen

- verletzende Rede (schimpfen, verhöhnen, fluchen, rohe Rede)

- sinnlsoe Rede

die drei uneilsamen geistigen Handlungen sind:

- Gier

- Bosheit

- falsche Ansichten (wie zum Beispiel das Gesetz von Ursache und Wirkung abzulehnen oder Befreiung und Erleuchtung zu verneinen)

Erkennen wir, dass diese zehn unheilsamen Handlungen alle unsere Schwierigkeiten und Leiden verursachen, werden wir sie als unsere gefährlichsten Feinde betrachten. Sollte in uns ein Impuls aufkommen, eine dieser zehn Handlungen auszuführen, müssen wir sofort ihre trügerische Natur durchschauen und ihre schrecklichen Wirkungen bedenken. (...)

*Gesche Rabten wurde 1920 in Osttibet geboren, nach fast zwanzig Studienjahren im Kloster Sera bei Lhasa musste er, wie zahllose weitere Tibeter, nach Indien fliehen. Dort schloss er das traditionelle Mönchsstudium mit der Prüfung zum Geshe Laramapa ab.

Später verbrachte er viele Jahre in intensiven Meditationsklausuren und diente S.H. dem 14. Dalai Lama als philosophischer Assistent.

1974 kam er auf wiederholte Bitten westlicher Schüler, die an einem ernsthaften Studium des tibetischen Buddhismus interessiert waren, in die Schweiz.

1977 gründete er das Tibetische Hochschulinstitut Rabten Choeling am Genfer See; im Lauf der Jahre folgten weitere Studienzentren in Österreich und Deutschland. Gehse Rabten ist ausserdem Autor einer Reihe von bedeutenden Dharma-Büchern.

Gesche Rabten verliess diese Welt im Jahr 1986.

Text kursiv: Ausschnitte aus dem Buch "Mahamudra der Weg zur Erkenntnis der Wirklichkeit" von Gesche Rabten, herausgegeben von Edition Rabten, der Verlag des Tibetischen Hochschul-Instituts (www.editionrabten.com)

Alle Fotos ©Susanne@TEILET.com

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